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4 Merkmale

Die 4 Wachstumsmerkmale der Kleinen Christlichen Gemeinschaften werden zu  Wachstumsgrössen der gesamten Pastoral im Prozess der Lokalen Kirchenentwicklung

Im folgenden wird beschrieben, wie wir die Merkmale in den KCG's erleben und wie sie in die gesamte Pastoral einfliessen und uns immer wieder zu neuem Handeln inspirieren.

Erstes Wachstumsmerkmal – Christusmitte

Durch den ersten Schritt im Bibelteilen, bei dem wir Christus im Gebet einladen, unsere Mitte zu sein und unser "Zwischen" zu erfüllen, legen wir bei den Treffen der KCG's von Anfang an Priorität auf die Christusmitte. Er ruft uns zusammen, er eint uns durch das Wort zum Leib Christi und sendet uns. So unscheinbar die einfachen Einladungsgebete der Menschen auch klingen, die Offenheit, die sie dadurch bezeugen, verändert die innere Haltung und macht die Menschen zu Hörenden. Sie werden bereit, sich auf die Stimme Gottes einzulassen.

Was im Kleinen entscheidend ist, wird es auch im Grossen. Alles pastorale Handeln ist für uns geistliches Handeln mit Jesus unter uns. Unsere Sitzungen werden meist mit einer Form des Bibelteilens eröffnet. Tatsache ist, dass das, was uns Zeit kostet, uns am Ende Zeit schenkt, weil wir in der Einheit viel leichter planen und Gespräche führen. Die Erfahrung, wie befreiend und lebendig es ist, wenn der Auferstandene eine Gemeinschaft erfüllt, wollen wir allen Menschen schenken. So stellen wir uns für all unsere Anlässe, ja auch für unsere Messfeiern, immer wieder die Frage: "Wie gelingt es, dass Menschen die Gegenwart Jesu erfahren?" Unsere Sehnsucht ist, dass die Menschen erleben: „Wahrhaftig, Gott ist unter euch!“ (1 Kor 14,25).

Zweites Wachstumsmerkmal – Lokal

Unsere Kleinen Christlichen Gemeinschaften verstehen sich als Kirche am Ort. Und wie die Kirche die Menschen versammelt, die auf einem bestimmten Territorium leben, so versammeln sich auch in den Gemeinschaften die Menschen des gleichen Lebensraumes. Das bedeutet, dass wir uns die Menschen nicht aussuchen, mit denen wir Kirche am Ort bilden. Es sind unsere Nachbarn, die dazu gehören – die sympathischen und unsympathischen. Kann so etwas gut gehen? Ja, dank der einenden Kraft des Auferstandenen geschieht das menschlich Unmögliche: Leib Christi trotz grosser Unterschiedlichkeit. Voraussetzung ist, dass sich jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer darauf einlässt, dass Jesus die Mitte ist und wir uns um ihn versammeln und nicht Menschen oder Ideologien diesen Platz einnehmen.

Das Prinzip der Verortung beschert uns die grundsätzliche Frage, ob all die Veranstaltungen und Dienste, die in oder durch die Zentrale geboten werden, nicht auch dezentral in den Stadtteilen stattfinden können. So überlegen wir uns immer, was wirkungsvoller von Pfarreiangehörigen direkt vor Ort getan werden könnte: Neuzuzüger willkommen heissen, Krankenbesuche, Gratulationen bei Geburtstagen, Taufvorbereitung oder Begleitung bei Trauerfällen bieten Möglichkeiten. Die Erfahrungen, die wir dabei machen, ermutigen uns sehr, in dieser Richtung weiter zu experimentieren. Zudem: je lokaler Kirche sich entfaltet, umso grösser sind die Möglichkeiten zur Partizipation aller.

Drittes Wachstumsmerkmal – Sendung

Das Prinzip, dass die KCG’s nicht für sich da sind, sondern für die Menschen in ihrem Stadtteil, ist entscheidend. So nimmt die Frage der Sendung im Schritt sechs des Bibelteilens einen grossen Zeitraum von 30 bis 45 Minuten ein. Für unsere Menschen bedeutet diese Auseinandersetzung ein Einüben ins Wahrnehmen ihres Lebensraumes. Wissen wir, wer in unserer Nachbarschaft lebt? Gibt es einsame Menschen? Ist Arbeitslosigkeit ein Thema in meinem Stadtteil? Kennen wir ihre Sorgen und Ängste? Anfänglich dachten wir, dass wir doch bestimmt wissen, wie sich das Leben gestaltet, da wo wir wohnen. Doch je tiefer wir schauen, umso mehr merken wir, dass wir vielleicht das eine oder andere noch nie im Blick hatten. So ist diese Auseinandersetzung mit unserer Sendung als Kirche am Ort immer wieder neu wichtig. Es sind die konkreten Erfahrungen, die uns auf diesem Weg mit Freude und Mut erfüllen:

  • Eine Frau lag im Sterben und wir als Nachbarn begleiteten die Tochter auf dem Weg, von ihrer Mutter Abschied zu nehmen.
  • Ein Mädchen war Abend für Abend alleine zu Hause. Diese Not wurde im Schritt sechs besprochen und es fand sich eine Familie, wo das Mädchen regelmässig betreut wurde.
  • Die KCG erfuhr von einem Kind in der Nachbarschaft, das am Sonntag getauft wurde. Sie entschlossen sich, nach Absprache mit dem Pfarrer, dieses Kind in der Messe willkommen zu heissen mit Blumen und Karte. Auch versicherten sie dieser Familie, für sie da zu sein.
  • Eine Frau verlor durch schwere Krankheit ihren Mann. Es war keine Frage, dass wir als Gemeinschaft beistanden und u.a. halfen, die Beerdigungsfeier zu gestalten.
  • Was tun mit Katechumenen? Dank der KCG’s ist eine Katechese möglich, die nicht allein Wissen vermittelt, sondern dem Katechumenen auch die Möglichkeit gibt, die Gemeinschaft zu erfahren, in die er aufgenommen wird.

Ein zuerst unscheinbarer Nebeneffekt im Leben dieser Gemeinschaften ist, dass die Teilnehmer ihre Talente und Gaben entdecken, weil sie sich in der Sendung herausfordern lassen. So entdeckte einer die Freude an Begegnungen mit neuen Menschen, weil er sich senden liess zu einem Neuzuzüger. Ein anderer entdeckte sein Talent an der Musik und wagte es in der kleinen Runde, mit seinem Musizieren die Lieder zu begleiten. Wieder andere übten sich im Sprechen vor Menschen und was im Kleinen möglich wurde, war Schritt für Schritt auch bei grösseren Anlässen möglich. Die Angst vor Menschen zu sprechen verlor sich. Wieder andere realisierten, dass sie gesegnet sind mit einem organisatorischen Talent und waren bereit, Anlässe durchzuführen. Unsere Suche nach Leitern wurde ebenfalls erleichtert, weil sich diese im Leben der Gemeinschaften zeigten. Und so konnten wir eigentlich nur noch „pflücken“, wo sich Menschen mit dieser Begabung zeigten. Menschen, die in einer Gemeinschaft erkennen, wer sie sind und in welche Sendung sie gerufen sind, bekommen eine neue Selbstsicherheit und eine anziehende Ausstrahlung in ihrem Auftreten. Unser Vertrauen und unsere Wertschätzung für ihre Sendung ermutigt sie. Zu erleben, wie Menschen aufblühen, ist etwas vom Eindrücklichsten auf unserem Weg.

Durch das Sendungsbewusstsein in den KCG's fiel dieses Licht auch auf die Pfarrei. Sich bei all dem Tun und Wirken in der Pfarrei bewusst werden, dass wir nicht für uns Kirche sind, sondern einzig aus der Sendung, in die Jesus uns gerufen hatte. Und hier stellt sich uns die Frage, wie viel Sendung in unserem Tun steckt? Ist uns das Wohl der Stadt Priorität?

Viertes Wachstumsmerkmal – Einheit

Eine Kleine Christliche Gemeinschaft ist Verwirklichung von Kirche in einem überschaubaren Lebensraum. Sie ist Teil der Ortskirche und als solches Teil der Weltkirche. Sichtbar kann dies durch die Eucharistiefeier am Sonntag werden, wo sich die verschiedenen Gemeinschaften versammeln können, oder bei den Weiterbildungen, die zentral stattfinden. Da es in der Schweiz wenig Kirchorte gibt, die diesen Weg der Kleinen Christlichen Gemeinschaften eingeschlagen haben, führte unser Lernweg häufig ins Ausland. Wir besuchten Länder, in denen die Kirche durch die Situation, dass es kaum Geld gab und/oder die Menschen so weit auseinander lebten, es gar nicht möglich war, eine Versorgerkirche aufzubauen. Durch äussere Bedingungen waren sie von Anfang an gezwungen, nach anderen Wegen Ausschau zu halten. Was für ein Segen die Not manchmal sein kann. Unsere Reisen führten uns nach Südafrika, Indien, Philippinen und nach Frankreich. Dabei war uns klar, dass wir nie zur Kopie werden von dem Leben, das wir in der Ferne antreffen. Frucht dieser Reisen war, dass wir innere Bilder nach Hause trugen. Hier gilt es von Gottes Geist her zu verstehen, wie das in unserer Kultur gelebt werden kann. Es geht um die Essenz und nicht um äussere Formen.

Wir Schweizer werden nie die faszinierenden Gesänge der Südafrikaner übernehmen können. Wortverehrung mit Räucherstäbchen und Blumen fanden wir in Indien toll und stimmig, hier in Zürich ist dies eher befremdend. Wie kommen also wir in der Schweiz, oder noch konkreter wir in der Pfarrei Maria Lourdes zu einer Wortverehrung, die uns entspricht? Oder wie entdecken wir den Wert der Nachbarschaft in einer modernen und reichen Gesellschaft, wo Mobilität so hochgeschrieben ist? Die Antworten finden wir einzig in unserem Kontext. Für die Inspiration sind wir aber angewiesen auf die Erfahrungen der Weltkirche.